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(ASTA – ACHT, ANGA – GLIED, SCHRITT, ZWEIG, YOGA – VEREINIGUNG)
der achtgliedrige / achtstufige Pfad

WAS IST ASHTANGA YOGA?
Ashtanga Yoga ist eine Praxis und Philosophie, die auf die physische, psychologische und spirituelle Gesundheit und Entwicklung der Menschheit abzielt. Yoga ist eine der sechs Hauptphilosophien in Indien. Es wurde zuerst in den Shastras (alte indische Texten über Spiritualität) niedergeschrieben und über Tausende von Jahren durch die Guru-Shisya-Tradition, auch Parampara (Linie) genannt,
von Generation zu Generation weitergegeben.Ashtanga Yoga ist keine Religion oder politische Ausrichtung. Yoga als Tradition umfasst das Wissen und praktische Erfahrungen über die Selbsterkenntnis. Ashtanga Yoga wird oft als intensive, athletische und dynamische Form von Yoga beschrieben. In vielerlei Hinsicht stimmt das, obwohl Ashtanga viel mehr ist als eine physisiche Praxis. Durch das bewusste Üben mit Fokus auf die Atmung, die Blickrichtung (Drsti) und die Energieverschlüsse (Bandhas) entsteht eine meditative Praxis mit Auswirkung auf den Körper und Geist. Für viele Praktizierende kann Ashtanga Yoga als ein Lebensweg betrachtet werden, der uns zum tiefsten Inneren, zu unserem wahren Selbst führt. Das Lesen und Studieren der Yoga-Philosophie, die in alten Texten zu finden ist, ist nur ein Bruchteil der Praxis. Bücher können uns den Yoga-Weg zeigen, aber die Praxis ist von zentraler Bedeutung, um den Körper und den Geist von Blockaden zu befreien und die physische, mentale sowie spirituelle Erneuerung zu erzeugen. 
 

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Die acht Glieder von Ashtanga Yoga, die in den sog. Patanjali Yoga Sutras beschriben sind, lauten:
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  • Yama (moralische Regeln): Ethik und Verhalten gegenüber anderen, z.B. Ahimsa (Gewaltlosigkeit), Satya (Wahrheit).

  • Niyama (Disziplin): Praktiken zur Selbstdisziplin, z.B. Saucha (Reinheit), Santosha (Zufriedenheit).

  • Asana (Körperhaltungen): Physische Übungen zur Stärkung und Flexibilität des Körpers.

  • Pranayama (Atemkontrolle): Techniken zur Regulierung des Atems und der Lebensenergie.

  • Pratyahara (Zurückziehen der Sinne): Kontrolle und Rückzug der Sinne von äußeren Reizen.

  • Dharana (Konzentration): Fokussierung des Geistes auf ein einzelnes Objekt oder Gedanken.

  • Dhyana (Meditation): Vertiefte meditative Praxis, um einen Zustand des Flusses und der Achtsamkeit zu erreichen.

  • Samadhi (Vereinigung): Zustand der vollständigen Versenkung und Einheit mit dem Objekt der Meditation.

Diese Glieder bilden den Weg zur Selbstverwirklichung und inneren Transformation.

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​Die acht Glieder bzw. Stufen können mit einem Baum verglichen werden. Ein Baum hat Wurzeln, Stamm, Zweige, Blätter, Rinde, Saft, Blüten und Früchte. Jede dieser Komponenten hat eine eigene Identität, aber jede einzelne Komponente kann für sich allein kein Baum sein. Genauso verhält es sich mit dem Yoga. So wie alle Teile zusammen einen Baum bilden, so formen alle acht Stufen zusammen Yoga. Die universellen Prinzipien von Yama sind die Wurzeln, und die individuellen Disziplinen von Niyama bilden den Stamm.Asanas sind wie die verschiedenen Zweige, die sich in verschiedene Richtungen ausbreiten. Pranayama, das den Körper mit Energie durchlüftet, ist wie die Blätter, die den gesamten Baum belüften. Pratyahara verhindert, dass die Energie der Sinne nach außen fließt, genauso wie die Rinde den Baum vor Verfall schützt. Dharana ist der Saft des Baumes, der Körper und Geist festhält.Dhyana ist die Blüte, die zur Frucht des Samadhi reift. So wie die Frucht die höchste Entwicklung eines Baumes darstellt, ist die Erkenntnis des wahren Selbst (Atma Darsana) der Höhepunkt der Yoga-Praxis.Durch die acht Stufen des Yoga entwickelt der Übende ein Verständnis seines eigenen Selbst. Er geht Schritt für Schritt vom Bekannten – seinem Körper – zum Unbekannten über. Er geht von der äußeren Hülle des Körpers – der Haut – zum Geist. Vom Geist (Manas) gelangt er zum Intellekt (Buddhi), zum Willen (Sankalpa), zum unterscheidenden Bewusstsein (Viveka-Khyati oder Prajna), zum Gewissen (Sad-Asad-Viveka) und schließlich zum Selbst (Atma).

GESCHICHTE VON ASHTANGA YOGA

K. Pattabhi Jois studierte über 35 Jahre (1927-1953) bei seinem Guru T. Krishnamacharya. Aus dieser umfangreichen Studienzeit, ergänzt durch alte Texte, seine eigene Praxis und das Unterrichten von Tausenden von Schülern, verbreitete sich das Wissen über Ashtanga Yoga weltweit. 

Die Ashtanga-Yoga-Sequenzen, die heute praktiziert werden, wurden in den 1930er Jahren exklusiv an junge Hoysala-Brahmanen in Mysore von T. Krishnamacharya unterrichtet. Er war im Dienst des Maharaja von Mysore, der das Ziel hatte, das Yoga-Erbe Indiens zu bewahren und zu verbreiten. Der Ursprung der Ashtanga-Sequenzen und des Vinyasa-Systems basiert angeblich auf den Legenden des Rishi Vamana und dessen Buch "Yoga Korunta" sowie auf Krishnamacharyas Reisen ins Himalaya-Gebirge und seinen sieben-jährigen Studien bei Yogisvara Sri Ramamohan Brahmachari. K. Pattabhi Jois gründete 1948 die Ashtanga Yoga School in Mysore, Indien, ursprünglich als „Ashtanga Yoga Nilayam“, das traditionelle, achtgliedrige „Ashtanga Yoga Research Institute“ in der Linie von T. Krishnamacharya und Rishi Patanjali. Der erste westliche Schüler, der intensiv bei Pattabhi Jois studierte, war der Belgier André van Lysebeth, der 1964 nach Mysore kam. Er schrieb über die Lehren, die er erhielt, insbesondere über die Atempraktiken, in seinem Buch Pranayama von 1971. Das Buch wurde zunächst nur auf Französisch veröffentlicht und weckte das Interesse europäischer Praktizierender, die nach Mysore pilgern wollten. Zu den ersten Amerikanern, die 1973 nach Mysore reisten, gehörten unter anderem David Williams, Nancy Gilgoff und Norman Allen. Im Jahr 2008 wurde die Ashtanga Yoga School in K. Pattabhi Jois Astanga Yoga Institute (KPJAYI) umbenannt. Pattabhi Jois verstarb 2009 und überließ die Leitung des Instituts seiner Tochter Saraswathi Jois und seinem Enkel R. Sharath Jois.

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ASHTANGA VINYASA YOGA METHODE
Die grundlegenden Fundamente der Ashtanga Yoga Praxis sind:
Atmung, Drishti (Blickfokus), Asanas (Positionen), Bandhas sowie Vinyasa
(Bewegungsfluss). 
Die Asanas werden in festen Abfolgen (Serien) geübt, wobei
die Atmung und Bewegung in Kombination mit den Bandhas und Drishtis in
einen fliessenden und meditativen 
Bewegungsablauf gebracht werden,
um die freiwerdende Lebensenergie (Prana) in die gewünschten Kanäle zu lenken.

Die drei zentralen Elemente -das sog. Tristana umfassen:

> Atmung "free breathing with sound"
> Blickrichtung "Drishti"
> Positionen "Asanas"
Nur wenn diese drei Komponenten der Tristana Methode angewandt werden, 
kann die lebensverändernde Kraft von Ashtanga Yoga erfahren werden. 
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ATMUNG "FREE BREATHING WITH SOUND"
Wenn die Atmung beständig ist, so ist auch der Geist. Die Atmung während der
Praxis ist gleichmäßig und erfolgt durch die Nase, sowohl Ein- als auch die Ausatmung.
Die Ausatmung erfolgt durch die verengte Kehle als ob du durch den Mund ausatmen
möchtest, jedoch atmest du durch die Nase aus. Hierbei entsteht ein Rauschgeräusch
wie von einer Welle. Die Atmung ist frei und ungezwungen. Jede Bewegung ist mit der
Atmung verbunden - das ist die zentrale Technik des Übens von Ashtanga Yoga. Durch
die Konzentration auf diese Atemtechnik lenkst du deine Gedanken auch dahin und hilfst
dir dabei, den Gedankenkarussell zu nivellieren. Nur wenn dein Geist ruhig ist, kannst du
in dein wahres Ich ertasten. Durch das Zuhören deines eigenen Atems, kannst du deine
Sinne von externen Einflüssen weglenken. Hält man den Geist beschäftigt mit dem
Zählen der Atemzüge, hilft das, einen Zustand der “Meditation in Bewegung” zu erreichen,
ohne Ablenkungen von der Welt um uns herum.
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BLICKFOKUS "DRISHTIS"
Ähnlich wie bei der Atmung, kannst du deinen Blicksinn in jeder Asana auf bestimmte Punkte lenken um so, deinen Gedankenfluss zu nivellieren. Es gibt bestimmte Blickrichtungen bei jeder Asana (Position) z.B. zu Nase, zur Hand, zu den Zehen oder zum Daumen. Durch Fokussieren auf diese Punkte vermeidest du, dass die Gedanken verstreut sind. Durch diese Konzentration wird die Praxis eher nach innen gerichtet und meditativ. Drishtis sind auch eine Augenübung, um die zarten Muskeln der Augen zu trainieren. Zudem kann dadurch die Konzentration geübt und verbessert werden.
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ASANAS / VINYASA
Die Asanas sind die einzelne Übungen, die präzise ausgeführt werden sollten. Jede Asana hat unterschiedliche Ziele, Ausrichtung sowie Technik. Die Positionen sollten den Übenden fordern aber nicht überfordern, sie sollten sich intensiv und angenehm zugleich anfühlen.
Das Vinyasa verbindet die Asanas in einen Bewegungsfluss unter Einsatz der o.g. Elemente wie Atmung und Blickfokus, um so eine Meditation in Bewegung zu erlauben. Durch das Vinaysa System werden die einzelnen Positionen verbunden wie in einer Mala Kette und die Praxis wird dadurch dynamisch und reinigend. Es werden Toxine aber auch negative Gedanken ausgestoßen. In der Ashtanga Yoga Praxis manifestiert sich das Vinayasa System insb. durch die "Sprünge" zwischen jeder Asana bzw. zwischen den unterschiedlichen Seiten (links/rechts). Dies erlaubt dir, durch fleißiges Üben genug Kraft aufzubauen um die Flexibilität zu unterstützen. Somit entsteht eine perfekte Balance zwischen Kraft und Flexibilität.  â€‹
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BANDHAS

das Wort “Bandha” bedeutet in Sanskrit "Verschluss”, "Binden" bzw. "Verbinden". 

Das erste Bandha heißt "Mula Bandha", welches übersetzt als Wurzelverschluss bezeichnet wird. Die Wurzel betriff hier den Ansatz der Wirbelsäule, bzw. die Mitte des Beckenbodens - das sog. Perineum. Das Perineum ist ein Gewebebezirk zwischen dem Anus und den äußeren Geschlechtsorganen. Durch die Kontraktion und das Zusammenziehen dieser Beckenbodenmuskulatur generieren wir ein Verschluss, der es erlaubt, dass das Prana (die Lebensenergie) das zentrale Kanal - sog. Sushumna (die feinstoffliche Wirbelsäule) beitreten kann. Die Aktivierung kann durch die Erzeugung vom Gefühl wie beim Anhalten von Urinfluss bzw. Kontraktion der Anusmuskulatur bzw. bei Frauen die Kontraktion der zervikalen Muskulatur erreicht werden.

Das zweite Bandha ist "Uddiana Bandha". Dieses Bandha befindet sich unterhalb des Bauchnabels und kann durch ein leichtes Reinziehen der Bauchmuskulatur unterhalb des Bauchnabels aktiviert werden. Wichtig hier ist, dass man die untere Bauchmuskultur vom oberen Teil und Zwerchfell separiert. Blockiert man das Zwerchfell über längere Zeit, kann nicht frei geatmet werden. Dadurch entwickeln sich in der Psyche aggressive sowie egoistische Eigenschaften. Uddiana bedeutet "nach oben steigen", d.h. das Prana kann durch dieses Bandha entlang des zentralen Kanals (Sushumna) nach oben in Richtung Gehirn steigen. 

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ASHTANGA YOGA SERIEN 

Das Ashtanga Yoga ist eingeteilt in unterschiedliche Serien von Asanas (Yoga-Stellungen):

  • Yoga Chikitsa (Yoga Thearapie, Erste Serie)

  • Nadi Shodana (Nervenreinigung, Zweite Serie) und

  • Sthira Bhaga („erhabene Ruhe“, Dritte Serie A, B, C, D) 

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Wenn man mit Ashtanga Yoga beginnen möchte, startet man mit der ersten Serie.

Diese wird als Yogatherapie bezeichnet und sollte den Körper und Psyche heilen um uns

auf die weiteren Serien vorzubereiten. Nach einer gewissen Zeit und Beherrschung der

ersten Serie, kann der Schüler mit der zweiten Serie beginnen usw.

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DARF YOGA WEHTUN?

Aus meiner Sicht gilt es beim Üben von Ashtanga Yoga folgendes: „Wenn es weh tut, machst Du es falsch.“  Das Üben von Yoga kann (und sollte) vom Anfang bis zum Ende angenehm sein. Selbstverständlich sollte zwischen einem gesunden und ungesunden "Schmerz" unterschieden werden. Dass Ashtanga Yoga sehr fordernd und schweißtreibend ist, ist keine Frage, aber darf sie wehtun? Nein! Vor allem nicht auf eine ungesunde Art und Weise. Das bedeutet z.B. keine stechenden Schmerzen in Gelenken und Gelenkregionen, keine Schmerzen in der Wirbelsäule oder Kniegelenken. Leicht ziehende "Schmerzen", die von Muskeldehnung stammen, sind völlig normal. Jeder Mensch sollte während der Praxis beim Thema "Schmerz" immer in erster Linie der eigenen Intuition folgen.
Der menschliche Körper besitzt eine natürliche Intelligenz um uns vor ungesunden Bewegungen zu schützen. Höre auf diese innere Stimme und nicht auf dein Ego. 
"Erhöhte Beweglichkeit und Stärke sind einfach das natürliche Ergebnis und der Nutzen des täglichen Übens. Während zusätzliche Beweglichkeit und Stärke wichtige und offenkundige Nutzen des Yoga sind, glaube ich, dass die Ziele des Yoga-Übens in Selbsterkenntnis liegen und darin, sich selbst jeden Tag wieder aufs Neue ausgeglichen und gesund zu erhalten. Gesundheit ist Euer höchstes Gut. Die Erbinformation des Körpers weiß, wie sie sich selbst heilen kann; alles, was sie sonst noch braucht, ist die Energie dazu. Die energiespendenden, verjüngenden Yoga-Übungen können die Quelle dieser Energie sein" (David Williams)
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"Da die körperliche Beschaffenheit jedes Menschen anders ist, ist es wichtig, die Asanas entsprechend zu üben.

Der Nutzen aus einem Asana oder Pranayama kann genausogut aus einem anderen gezogen werden,

das besser zur Körperstruktur eines Menschen passt. Einige Asanas sind für bestimmte

Menschen nicht geeignet und können schmerzhaft sein." 

(Shri K. Pattabhi Jois) 

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